Über das Projekt

Der Sonntag in der Spätantike und im frühen Mittelalter

Forschungsprojekt, finanziert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF), Projekt P 31428-G32.

Umgesetzt in Zusammenarbeit mit dem Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Januar 2019 – Dezember 2023

Allgemeines

Das vierjährige Projekt erforscht die Bedeutung des Sonntags bzw. Herrentags zwischen etwa 300 und 700 n.Chr., also besonders die Zeit nach dem Gesetz Konstantins zur Sonntagsruhe (überliefert für 321 n.Chr.) bis zum Ausklang der Spätantike. Als Basis werden Quellentexte des griechischen und lateinischen Sprachraums dieser Zeit herangezogen. Gesucht werden Passagen, die den Sonntag als Ruhe- und Feiertag behandeln: Wie wird die Arbeitsruhe interpretiert? Was heiligt diesen Tag? Welches Verhalten ist angemessen? Mit welchen theologischen Argumenten wird die Bedeutung des Tages hervorgehoben? Inwiefern strukturiert die siebentägige Woche das Leben der Menschen? der Mönche? des Klerus? der Sklaven? der Wirtschaft? des sonstigen gesellschaftlichen Lebens? Usw. Die Bedeutung des christlichen Sonntags wuchs als ein Aspekt der Christianisierung und Sakralisierung der christlichen Gesellschaft in der Spätantike und führt zu einer Uniformierung von Festkulturen, die früher in verschiedenen sozialen und religiösen Gruppen je für sich gepflegt wurden. Das Forschungsprojekt ist Teil eines erkennbaren sich verbreitenden Forschungsinteresses an Phänomenen des „Structuring of Time“, eine sinnvolle Ergänzung zu vorausgehenden Suche nach „Spaciality“. Das Funktionieren einer Gesellschaft beruht wesentlich darauf, sich auf eine Strukturierung der gemeinsamen Zeit (z.B. Zeit zum Arbeiten, zum Feiern und Opfern, zum Lernen/Schule, zum Ein- und Verkaufen, zum Versammeln, zum Prozessieren vor Gericht, zum Schulden oder Steuern bezahlen, zum Reisen) zu einigen, um überindividuelle Aktivitäten zu koordinieren und zu synchronisieren. Strukturierte Zeit ist daher als soziale Zeit ein die Gesellschaft verbindendes temporales Ordnungsmuster. Die strukturierte Zeit einer Gesellschaft stiftet daher auch Identität: Alle folgen einem gemeinsamen Rhythmus, erleben Opferrituale, Prozessionen, Spiele, Theateraufführungen, Wochenmärkte, selbst wenn nicht alle an allen Aktivitäten tatsächlich teilnehmen. Das Forschungsprojekt kann natürlich nicht allen diesen Fragen nachgehen – wir konzentrieren uns auf einen Tag, den Sonntag und damit verbundene Phänomene.

Datenbank

Relevante Quellentexte werden in eine Datenbank eingetragen. Dort nehmen wir Passagen auf, ordnen sie einem Datum, einem Verfasser, einer Sprache, einer Gattung zu, verbinden sie gegebenenfalls mit weiteren Textpassagen, kennzeichnen die Bezeichnung des Sonntags, zitierte Bibelstellen und versehen sie mit Schlagworten über Personengruppen, Tätigkeiten (von reisen, essen bis hin zu sterben) sowie sogenannte Sonntagsbenediktionen (Schöpfung, Auferstehung, Mannaspendung; Pfingsten etc. – also alles, was aus der biblischen Heilsgeschichte am Sonntag geschehen sein soll). Präsentiert wird die Datenbank im Frontend mit Hilfe von drei Bereichen, a) mit einer Suchmaske, b) mit Punkten auf mehreren Timelines, die z.B. auf Textpassagen zu einem Zeitpunkt verweisen, und c) mit einer Detailansicht, wo die Textpassage in originalsprachlicher Version, in einer dt. oder einer engl. Übersetzung sowie mit einer Auswertung sowie relevante Literatur angeschaut werden kann. Von hier aus kann man auch direkt interaktiv weitersuchen losgetrennt von der Suchmaske.